Fehlende Ehrlichkeiten: Daran liegt es, wenn die Partnerin oder der Partner lügt und verheimlicht
Ehrlichkeit und gegenseitiges Vertrauen gehören für viele Menschen zu den Grundwerten in einer Beziehung. Häufen sich die Anzeichen, der andere könne nicht ganz ehrlich sein, kann das das Gefühl der Sicherheit ganz schön ins Wanken bringen. Hast du also den Eindruck, deine Partnerin oder dein Partner lügt oder verheimlicht etwas, ist es ganz natürlich, sich verunsichert, wütend oder betrogen zu fühlen. Wir verraten dir, wie du mit der Situation am besten umgehst und was häufig hinter Lügen in einer Beziehung steckt.
Inhaltsverzeichnis:
Lügen in der Beziehung: 3 Arten, die du kennen solltest
Grundsätzlich macht es erstmal keinen Unterschied, ob Teile der Wahrheit zurückgehalten oder aber Informationen aktiv verfälscht werden – beides kann eine Beziehung gefährden. Dennoch können Lügen ein ganz unterschiedliches Gewicht haben. Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer geht sogar so weit, zwischen beziehungsstiftenden und beziehungsstörenden Lügen zu unterscheiden.1
- Mit Notlügen dem Gegenüber ein gutes Gefühl geben
Notlügen finden in all unseren sozialen Beziehungen statt und verschiedene Studien lassen vermuten, dass jeder Mensch einige Male am Tag die Unwahrheit sagt. Tatsächlich kommen Notlügen häufig aus Höflichkeit zum Einsatz. Etwa, wenn der neue Haarschnitt der besten Freundin gelobt wird, auch wenn er ihr nicht ganz so gut steht. Da Notlügen niemandem schaden, sondern das Zusammenleben mitunter erleichtern, stuft Schmidbauer diese als beziehungsstiftende Lügen ein. - Mit Geltungslügen das eigene Image aufpolieren
Schwieriger wird es bei Geltungslügen, die dazu genutzt werden, besser dazustehen. Gerade beim Dating kommen solche Lügen reihenweise zum Einsatz. Etwa, wenn das dreimalige Joggen pro Jahr zu einem „Ich treibe gern Sport“ im eigenen Profil wird. Oder wenn der eigene Job deutlich anspruchsvoller beschrieben wird, als er eigentlich ist. Mit Geltungslügen soll das Gegenüber beeindruckt werden – wer diese nutzt, braucht also viel Anerkennung. In einer Beziehung wird so ein Verhalten auf Dauer jedoch kritisch. Denn kommt plötzlich raus, dass die Partnerin oder der Partner lügt und verheimlich, um sich selbst besser darzustellen, bedeutet das einen ganz schönen Einschnitt ins Vertrauen des*der anderen. - Mit skrupellosen Lügen die größten Vorteile für sich selbst rausholen
Wirklich beziehungsstörend wird es mit den skrupellosen Lügen, denn diese sind dazu da, um den anderen wirklich zu täuschen. Hierunter können in Beziehungen zum Beispiel finanzielle Themen fallen á la: „Ich hab mit dem Geld die letzte Auto-Reparatur bezahlt“, wenn es eigentlich für eine private Ausgabe genutzt wurde. Oder aber ganz klassische Untreue, die dem anderen verschwiegen wird. Kommen solche Lügen ans Licht, ist es meist schwer, das Vertrauen in der Beziehung noch zu retten.
Die häufigsten Lügen in Beziehungen
Wir haben in unserer Studie 2021 gefragt, welche Aspekte dem*der Partner*in gerne verheimlicht werden. Die gute Nachricht: Die häufigsten Lügen sind vor allem solche, mit denen der*die Partner*in nicht verletzt werden soll und fallen damit in die Kategorie der Notlügen.
Welche der folgenden Dinge behalten sie gegenüber ihrem:r Partner:in lieber für sich?
So sieht die Top 5 der Lügen aus:2
- Knapp jede fünfte Frau und jeder sechste Mann behalten es lieber für sich, dass sie manchmal an der Beziehung zweifeln.
- Am zweithäufigsten wird verheimlicht, wenn eine andere Person attraktiv gefunden wird. Während das nur bei jeder sechsten Frau der Fall ist, lügt hier fast ein Viertel der Männer.
- Auf Platz drei steht, wenn das Verhalten der*des anderen peinlich gefunden wird. Ein klassischer Fall einer Notlüge, um die*den andere*n nicht zu verletzen. Dieser Notlüge bedienen sich etwas mehr Frauen als Männer.
- Beim Thema „Wie viel gebe ich wirklich für Dinge aus“ liegen Frauen und Männer gleich auf – 14 Prozent behalten das in ihrer Beziehung lieber für sich.
- Und auf Platz 5: Rund jede*r Zehnte verschweigt, wenn er*sie den*die Partner*in nicht mehr so attraktiv findet wie früher.
Grundsätzlich ist die Verteilung von den Lügen bei Frauen und Männern in unserer Befragung in den meisten Themen sehr ähnlich. Spannend ist allerdings, dass sich Männer bei sexuellen Belangen häufiger einer Notlüge bedienen. 14 Prozent behalten es für sich, welche sexuellen Vorlieben sie gern ausleben würden (im Vergleich zu 6 Prozent der Frauen). Noch größer ist der Unterschied beim Thema Pornos schauen: Hier schwindeln nur 5 Prozent der Frauen, dafür aber 21 Prozent der Männer.
Gründe dafür, warum die Partnerin oder der Partner lügt und verheimlicht
Es gibt unterschiedliche Motivationen für die Unehrlichkeit in der Partnerschaft. Der Hauptgrund für kleinere oder größere Lügen ist aber meist derselbe: Nämlich die Angst vor den Konsequenzen, die die Wahrheit in dieser Situation nach sich ziehen könnte. Gründe dafür, warum dein*e Partner*in lügt und verheimlicht, können also sein, dass er*sie…
- befürchtet, dich mit der Wahrheit zu verletzten.
- Sorge hat, mit der Wahrheit einen Beziehungsstreit auszulösen.
- vermeiden will, dass ihm*ihr beim Erzählen der Wahrheit ein Nachteil entsteht.
- sich für ein Verhalten schämt und deshalb lügt.
- sich besser darstellen möchte, aus Angst, mit der Wahrheit weniger interessant zu sein.
- einen großen Fehler gemacht hat und nun befürchtet, dich und die Beziehung zu verlieren.
Oft steckt also kein purer Egoismus oder böser Wille hinter einer Lüge oder Verheimlichung. Trotzdem ist klar: Je häufiger ein Part in einer Beziehung die Unwahrheit erzählt, desto mehr Misstrauen schürt das bei der*dem anderen, wenn die Lügen ans Licht kommen. Eine besondere Situation liegt übrigens bei zwanghaftem Lügen vor, das zum Beispiel mit Persönlichkeitsstörungen wie Narzissmus einhergehen kann. Ist jemand ein*e notorische*r Lügner*in, steht das Lügen auf der Tagesordnung – der Prozess dorthin kann schleichend sein. Psychiaterin Judith Orloff konkretisiert, dass es dabei jedoch gar nicht um die Lüge selbst geht, sondern darum, andere durch das Lügen zu manipulieren oder zu beherrschen.3 Eine toxische Verhaltensweise, vor allem in einer Beziehung.
5 Anzeichen, dass dein*e Partner*in nicht ehrlich ist
Du hast das Gefühl, dein*e Partner*in verheimlicht dir etwas – fragst dich aber, woran man eigentlich merkt, dass der*die Partner*in lügt? Es gibt hier keine klaren Signale, allerdings kann es helfen, in den nächsten Tagen mal auf die folgenden kleinen Anzeichen zu achten:
- Die Körpersprache des*der anderen ist eher distanziert – etwa verschränkte Arme oder eine nach hinten gelehnte Haltung beim Antworten.
- Dein Gegenüber reagiert auf deine Fragen mit Gegenfragen und geht so der Antwort aus dem Weg.
- Er*sie beschreibt eine Situation eher vage und lässt Details weg, sodass du das Gefühl hast, ihm*ihr alles aus der Nase ziehen zu müssen.
- Wenn du dann tatsächlich nachhakst, reagiert er*sie genervt.
- Dir fallen Widersprüche in den Aussagen deines*deiner Partner*in auf.
- Dein*e Partner*in lügt und streitet es direkt ab, wenn du ihn*sie mit deinem Verdacht konfrontierst.
Treten mehrere dieser Anzeichen zusammen auf, kann das darauf hindeuten, dass dein*e Partner*in lügt und dir etwas verheimlicht. Grundsätzlich ist das eigene Bauchgefühl aber der beste Berater, wenn es darum geht, eine Lüge aufzudecken. Denn unsere Sinne nehmen ganz unterbewusst jede Menge kleiner Details wahr. Doch was, wenn sich die Anzeichen mehren und du Grund zur Annahme hast, der andere lügt dich an? Unser Tipp: Suche frühzeitig das Gespräch. Wenn es dir gelingt, deine Wahrnehmung zu schildern, ohne direkt in Vorwürfe überzugehen, gibt das deinem*deiner Partner*in die Chance für die Wahrheit. Anschließend könnt ihr gemeinsam daran arbeiten, Lösungen zu finden, damit es solche Situationen nicht nochmal geben muss. Wenn der*die Partner*in dich hingegen immer wieder belügt und betrügt, dann kann das allerdings ein Trennungsgrund sein.
Fazit: Hinter Lügen in der Beziehung stecken oft keine bösen Absichten
Herauszufinden, dass der*die Partner*in nicht ehrlich zu einem ist, fühlt sich nie schön an. Wichtig ist beim Thema Lügen allerdings, um welche Themen es geht. Denn kleine Unwahrheiten zu belanglosen Themen, etwa wie viele Gläser Bier der*die Partner*in auf der Weihnachtsfeier getrunken hat, stellen keine Gefahr für die Beziehung dar. Dazu kommt, dass die meisten Lügen in einer Beziehung eigentlich aus Liebe zum*zur Partner*in aufgetischt werden – etwa, um die*den andere*n nicht zu verletzen oder einen Streit zu vermeiden. Dennoch ist klar: Lügen und Verheimlichungen sollten kein fester Bestandteil im Beziehungsalltag sein. Schließlich ist eine wichtige Basis für eine Partnerschaft, dass ihr beide wisst, dass ihr einander vertrauen könnt,
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