Unnahbare Männer – Warum wir sie immer wieder erobern wollen
Unnahbare Männer werden oft instinktiv als interessant, souverän, stark und anziehend wahrgenommen. Doch warum üben unerreichbare Männer so einen Reiz auf uns aus? ElitePartner-Expertin und Psychologin Lisa Fischbach liefert spannende Antworten.
Der Sänger unserer Lieblingsband mit der sexy Stimme; der beste Freund, den wir so gut kennen, der aber leider verheiratet ist; der Chef, der Autorität ausstrahlt …
Lisa Fischbach, Psychologin und Forschungsleiterin bei ElitePartner
Fast jede Frau hat sich schon einmal in einen Mann verliebt, der unerreichbar erschien. Dabei gibt es verschiedene Arten von Männern, die wir nicht haben können. Die Begriffe „unnahbar“ und „unerreichbar“ bedeuten hier, dass die Möglichkeit der (emotionalen, aber nicht immer auch physischen) Nähe bewusst und somit künstlich ausgeschlossen wird. Das kann der Schauspieler sein, für den du romantische Gefühle hegst, bei dem aber völlig klar ist, dass es bei einer Schwärmerei auf Distanz bleiben wird. Auch der Chef oder ein verheirateter Mann können schnell zum Objekt einer aussichtslosen Liebe werden – die beruflichen oder familiären Umstände setzen zwar Grenzen, verhindern aber nicht, dass wir aus der Ferne schmachten. Anders verhält es sich mit einem Mann, der emotional unnahbar ist. Hier kann sich zwar ein spannender Flirt entwickeln, eine wirkliche Zukunftsperspektive bietet er jedoch selten: Wenn du ihm zu nahekommst, zieht er sich zurück. Was also macht Männer, die nicht nahbar sind, so begehrenswert? Lies hier, warum wir uns so oft zu ihnen hingezogen fühlen und wie wir mit der Situation umgehen können.
Was macht unnahbare Männer so reizvoll?
Viele Frauen kennen das Phänomen: Wenn ein Mann sympathisch, offen und immer verfügbar ist und uns mit Aufmerksamkeiten und Komplimenten überhäuft, verliert er manchmal genau dadurch seinen Reiz. Unnahbare Männer jedoch wecken oft einen Jagdinstinkt. Unbewusst werden wir von der Annahme getrieben, dass alles, was schwer zu erreichen ist, besonders kostbar und wertvoll ist. Statt uns also vor unerreichbaren Männern abzuschrecken, erhöht sich der Reiz, so jemanden einzufangen und zu zähmen:
„Ein solcher Männertyp wirkt oft souverän, selbstbewusst, zufrieden sowie autark und lässt sich nicht auf Anhieb durchschauen. Das macht ihn in positiver Weise geheimnisvoll. Zudem kann die Ausstrahlung dadurch männlich und attraktiv wirken“, erklärt ElitePartner-Expertin und Psychologin Lisa Fischbach.
Unbedingt wollen wir diejenige sein, die es schafft, hinter die undurchdringliche Fassade dieses unnahbaren Mannes zu schauen und zum weichen Kern zu stoßen – wir wollen den Mann erobern. „Auch Frauen können Jägerinnen sein, meist nur viel subtiler als Männer. Eine schwer erreichbare Beute kann faszinierend sein. Viele Frauen beschäftigen sich bewusst oder unbewusst damit, wie man eine solche Person ,knacken’ kann“, sagt Fischbach. Haben wir den Eindruck, unserem Ziel näher zu kommen, empfinden wir ein Gefühl der tiefen Zufriedenheit und der Bestätigung.
Warum ziehen uns unnahbare Männer an? Eine Frage von Beziehungsangst
Männer, die wir nicht haben können, sind eine ideale Projektionsfläche für all unsere Sehnsüchte und Wünsche.
„Verliebt ins Verliebtsein ist dann das Ziel, ohne tatsächlich Handeln zu müssen“, beschreibt Fischbach dieses Phänomen. In Gedanken führen wir mit diesem Mann die perfekte Beziehung. Es gibt keine Konflikte, keine Meinungsverschiedenheiten, keine Enttäuschungen – denn in der Realität wird es voraussichtlich keine Partnerschaft mit ihm geben. Unser Herz ist also sicher. „Passive Beziehungsverweigerer“ nennt man solche unnahbaren Männer in der Psychologie – und bedeutet, dass du dir einerseits Nähe wünschst, andererseits aber enorme Angst hast dich zu verlieben. Immer wieder kannst du das schöne Gefühl der Verliebtheit genießen, setzt dich aber nicht der Gefahr aus, in der Realität enttäuscht zu werden.
„Mit einem solchen Verhalten kann Bindungsangst kaschiert werden“, bestätigt Fischbach, die bei ElitePartner Forschung und Matchmaking leitet. „Wer eigentlich große Angst hat, sich auf eine Partnerschaft einzulassen, der kann sich hinter diesem Muster verstecken und seine Beziehungslosigkeit rechtfertigen“, führt sie aus.
Denn wer bei einem unerreichbaren Mann scheitere, könne sich leichter aus der eigenen Verantwortung herausziehen – schließlich liege das Nicht-Gelingen nicht an der eigenen Person, sondern am anderen. Auch ein geringes Selbstwertgefühl kann dazu führen, sich zu unnahbaren Männern hingezogen zu fühlen. Weil wir uns selbst ablehnen, verlangen wir umso mehr nach Anerkennung und Bestätigung vom Partner. Gleichzeitig sind wir aber überzeugt davon, Glück und Liebe gar nicht zu verdienen – und das macht den Unerreichbaren zur perfekten Projektionsfläche. In unseren Träumen gibt er uns, was wir brauchen, in der Realität bestätigt er unsere Ängste durch seine Ablehnung.
Die Vorzüge und Gefahren, sich in einen unerreichbaren Mann zu verlieben
Ohne Frage: Es ist aufregend und herausfordernd. Vor allem in sexueller Hinsicht kann es leidenschaftlich und impulsiv zugehen. „Ein spannender Flirt befeuert das Innenleben. Das Ganze bleibt unbedrohlich, solange man die Kontrolle darüber bewahrt“, sagt Fischbach. Doch bei aller Leidenschaft birgt es auch Gefahren: Wer sich emotional verstrickt und in eine negative Beziehungsdynamik gerät, verletzt sich dadurch.
„Immer wieder dem Gefühl ausgesetzt zu sein, nicht zu reichen und abgewiesen zu werden, zehrt am Selbstwertgefühl. Wer dafür affin ist, ist oft von negativen Beziehungsmustern geprägt, die sich dann wiederholen“, so die Expertin. Unnahbare Männer sind daher auch in der Psychologie ein sehr präsentes Thema. Denn schnell kann es passieren, dass der Mann zur absoluten Priorität für uns wird. Unser Denken kreist nur noch um ihn, eigene Bedürfnisse und Interessen treten in den Hintergrund. Der Drang des Eroberns und das berauschende Erfolgsgefühl, wenn er sich auf uns einlässt, können zur Sucht werden. Wir nehmen, was er uns anbietet, und sind dennoch unglücklich, weil es nicht genug ist: Schließlich wollen wir nicht nur seinen Körper, wir wollen sein Herz.
Tipps, wie du mit unerreichbaren Männern umgehen kannst
Mit diesem Männertyp kann man zwar keine Zukunft planen, aber dafür unter Umständen einen unverbindlichen und spannenden Flirt genießen. Lass dich auf ihn ein, aber schütz dich am besten, indem du dir die Spielregeln immer wieder bewusst machst:
- Hab keine hohen Erwartungen: „Wer unter der Angst leiden, eine Partnerschaft einzugehen, vermeidet, sich seinen Problemen zu stellen“, erklärt Fischbach. Flirten mit unnahbaren Männern mag also für den Moment schön und aufregend sein, reichen wird es dir auf lange Sicht jedoch nicht. Nimm es unbedingt als das, was es ist: Ein Flirt und keine Beziehung.
- Lass dich auf das Spiel ein: In diesem Fall ist seine Unerreichbarkeit genau das, was dich reizt. Deshalb gilt ausnahmsweise: Orientier dich an seinem Tempo und setz ihn nicht unter Druck. Sobald du beginnst, Forderungen zu stellen, kann es sein, dass er sich zurückzieht.
- Verlier dich selbst nicht aus den Augen: Was es dafür bedarf, ist die uneingeschränkte Bereitschaft, genau hinzuschauen, sein Verhalten und den Nutzen daraus zu reflektieren und zu verstehen: „Auch unglücklich verliebt zu sein kann einen Sinn haben, so paradox das klingt. Es kann eine Beziehung verhindern und ist für denjenigen, der unter Beziehungsangst leidet, ein ,Erfolg’. Nur durch gnadenlose Ehrlichkeit mit uns selbst kann es gelingen, ein bestehendes Muster zu durchbrechen. „Ein großer Teil der Veränderung muss durch die Arbeit an der eigenen Person bewältigt werden“, sagt Fischbach. Erst durch den kritischen Blick auf sich selbst werde deutlich, welches Verhalten und welche Rolle in der Liebe auf Dauer nicht glücklich machen.
Verliebt in einen unnahbaren Mann? Verlier nicht den Kopf
Männer, die nicht nahbar sind, wollen keine Routine. Sie machen sich rar und lieben ihre Freiheit. Sie ziehen sich zurück, sobald emotionale Nähe aufgebaut wird oder Forderungen an sie gestellt werden. Dennoch üben sie einen unwiderstehlichen Reiz auf uns aus, denn sie dienen uns als Projektionsfläche für all unsere Wünsche und Sehnsüchte. Doch ob heißer Flirt oder intensiver Traum: Zu einer gesunden, glücklichen Beziehung gehört ein ausgewogenes Verhältnis von Geben und Nehmen. Gibt dir der unnahbare Mann zu verstehen, dass er keine Beziehung will, dann solltest du ihm glauben und dich nicht an der schönen Vorstellung festklammern, genau die Eine zu sein, die ihn bekehrt. Leidest du zu sehr, ist es wichtig, das eigene Verhalten genau zu reflektieren und sich zu fragen. „Was mache ich da eigentlich?“ Erst dann finden wir Antworten darauf, was uns in der Liebe wirklich glücklich macht. Und wer weiß: Wenn du bereit bist, ihn loszulassen, kehrt er vielleicht aus freien Stücken zu dir zurück.
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