Versöhnungssex: Die magische Wirkung
Ein böses Wort, eine energische Auseinandersetzung, die Emotionen kochen hoch. Wenn die Fronten verhärtet sind, ist eine Lösung oftmals schwer zu finden. Doch bei vielen Paaren passiert in genau dieser Situation etwas Unglaubliches. Anstatt sich verbal mit dem Problem auseinanderzusetzen, tritt Versöhnungssex auf den Plan. Warum er wirkt, aber kein Allheilmittel darstellt, verraten wir dir hier.
Erst Streit, danach Versöhnungssex
In unserer ElitePartner-Studie gaben über 90 Prozent der Männer und Frauen an, dass Harmonie und Ruhe für sie die wichtigsten Bedürfnisse in einer Beziehung sind. Für beinahe 80 Prozent gehören zudem Erotik und guter Sex zu einer erfüllten Partnerschaft. Der Versuch, nach einem Konflikt durch Intimitäten zu Harmonie und Ausgeglichenheit zurückzufinden, ist also ein probates Mittel. Vor allem für Männer ist Sex nach einem Streit ein beliebtes Mittel die Stimmung zu kitten. Das ergab auch eine Studie der Bucknell University in Lewisburg, wonach Männer nach einer Diskussion zur Aussöhnung durchaus gerne auf Sex zurückgreifen. Unter 21 vorgegebenen Strategien zur Versöhnung landete Sex bei Männern immerhin auf Platz 13 unter den effektivsten Verhaltensweisen nach einem Streit in der Beziehung, bei Frauen nur auf Platz 16. Viele Frauen würden das Problem lieber erst einmal ausdiskutieren. Unmittelbar nach einer heftigen Auseinandersetzung ist das jedoch nur selten möglich. Wenn die Fetzen fliegen, dann ist die Stimmung bereits aufgeheizt, der Puls ist hochgefahren und der Körper setzt viel Energie frei. Genau diese Energie lässt sich nutzen, um sie positiv zu entladen – beim Versöhnungssex.
Wann Versöhnungssex nicht funktioniert
Gerade noch waren sich zwei Menschen ganz fern und kurze Zeit später entschärfen sie die Situation durch Nähe und Intimität. Ob es direkt nach einem Konflifkt Versöhnungssex gibt oder nicht, kommt vor allem auf die Qualität des Streites an.
„Entscheidend ist, ob der Konflikt eine abwertende Note hat und implizit gesagt wird ‚Du bist falsch‘, oder ob die Reibereien eine echte Auseinandersetzung im wörtlichen Sinn ist, also eine Diskussion, in der man einander mitteilt, was einem gefällt oder nicht gefällt. Das ist ein entscheidender Unterschied“
, erklärt Ulrich Clement, Paar- und Sexualtherapeut. Zielt der Ursprung des Zoffs also darauf ab, den anderen persönlich zu verletzen, ist die Chance auf Versöhnungssex eher gering. Auch die Verwendung von Killerphrasen wie „Immer machst du das falsch“ oder „Nie hörst du mir zu“ führen dazu, dass es in einem Konflikt endet. Gleiches gilt für das Schweigen im Nachgang: Laut unserer ElitePartner-Studie trifft es die Hälfte aller Befragten besonders, wenn ihr Mann sie nach einer Diskussion plötzlich ignoriert oder mit Schweigen straft. An Sex zur Versöhnung ist in diesem Fall nicht zu denken. Werden – zwar mit erhitzten Gemütern – ehrlich und aufrichtig Probleme diskutiert, sieht es mit der reinigenden Magie von Sex nach dem Streit schon besser aus. Neben der Streitqualität, so die Forscher der Bucknell University in Lewisburg, hat auch die Streitsituation Auswirkungen auf die Verhaltensweisen während eines Konflikts. Ist die Ursache für den Konflikt beispielsweise eine Eifersuchtsszene, liegen die Chancen für Versöhnungssex weit besser.
Warum Versöhnungssex wirkt
Vor allem Versöhnungssex direkt nach dem Streit verfehlt seine positive Wirkung nicht. Eben lag die Welt noch in Trümmern, kurze Zeit später erstrahlt sie in den schönsten Farben des Regenbogens. Mit der rosaroten Brille hat das weit weniger zu tun, als mit dem Hormon Oxytocin. Vor allem, wenn der Sex mit einem Orgasmus endet, wird dieses Hormon reichlich ausgeschüttet. „Das Hormon Oxytocin macht uns sanftmütig und unterstützt die Beziehungsfähigkeit. Das Neuropeptid wird deshalb auch oft als Kuschelhormon bezeichnet“, erklärt unsere Psychologin Lisa Fischbach. Die Nähe und Vertrautheit direkt nach dem Versöhnungssex lässt sich dazu nutzen, den Auslöser nochmals anzusprechen. Die gegenseitige Vertrautheit und Nähe während und nach dem Geschlechtsverkehr sorgen dafür, dass beide gelassener werden. Vielleicht ist danach gar kein Gesprächsbedarf mehr vorhanden, weil der Konflikt der Einsicht gewichen ist, dass es sich ohnehin nur um eine Bagatelle gehandelt hat.
Versöhnungssex ist nicht immer die geeignete Lösung
Ohne Zweifel an die Beziehung: Sex nach einem Streit kann die Harmonie schnell wiederherstellen. Probleme innerhalb der Partnerschaft kann er aber nicht lösen. Ist das der Fall, solltest du das Problem in Gesprächen aus dem Weg räumen, denn das scheint zumindest einen von beiden so sehr zu stören oder gar zu belasten, dass es auf der Streit-Agenda steht. Auch wenn immer wieder über ein und dasselbe Thema gestritten wird, ist nicht davon auszugehen, dass der verbale Donner jedes Mal im Versöhnungssex verhallt. Ist die Diskussion verbal beendet und das Kriegsbeil begraben, kann Sex ein schönes Mittel sein, um den Konflikt auch körperlich zu beenden.
Fazit: Versöhnungssex besänftigt, ist aber keine Dauerlösung
Beziehungsstress kommt in den besten Beziehungen vor, wenn ein verbales Donnerwetter sich anbahnt, ist an Zärtlichkeiten erst einmal nicht zu denken – oder doch? Anstatt sich mit der Streitursache auseinanderzusetzen, endet bei vielen Paaren der Konflikt im Versöhnungssex. Während Frauen das Problem lieber ausdiskutieren, ist Sex für Männer ein probates Mittel, um die Harmonie in der Beziehung wiederherzustellen. So erfolgreich diese Verhaltensweise ist – beide Partner gehen nach dem Sex entspannt und besänftigt aus der Situation – Beziehungsprobleme kann der reine körperliche Intimität nicht lösen. Manifestiert sich immer wieder ein Thema als Streitursache, hilft nur noch das offene und ehrliche Gespräch.
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