Fremdflirten: Warum wir es einfach nicht lassen können
Ein Lächeln hier, ein verschämter Blick da – nichts schmeichelt dem Ego so sehr wie die Aufmerksamkeit von anderen. Doch was ist beim Fremdflirten erlaubt und was nicht? Das kann von Paar zu Paar ganz unterschiedlich sein.
Eigentlich hatte er sich nie etwas dabei gedacht. Er war schon immer ein offener Typ. Die Kommunikation mit Frauen fiel ihm leicht. Das Spielerische, das “Was sich liebt das neckt sich”-Prinzip lag ihm im Blut. Dass Männer wie er trotz Beziehung flirten, hatte ihn nie gestört. Es blieb bei ihm immer bei unverbindlichen Treffen. Er hatte seine Grenzen. Seine Beziehung wollte er schließlich nicht gefährden. Bis er eines Tages eine Frau traf, die anders war. Und er sich wie elektrisiert fühlte. Von ihrer Art, ihrem Wesen, einfach von allem. Sie ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Dieses Fremdflirten war anders. Es prickelte am ganzen Körper, er konnte an nichts Anderes mehr denken. Und da war ihm klar: Er hatte ein Problem. Das war keine Schwärmerei mehr.
Vielen von uns ist es sicher schon einmal so gegangen. Ein spielerischer Fremdflirt entwickelt sich auf einmal zu etwas, das eine Beziehung und mit ihr das ganze bisherige Leben auf den Kopf stellt. Dass es so weit kommen kann, blenden wir vorher einfach aus. Denn wer schäkert nicht mal mit dem Kollegen oder der freundlichen Bedienung? Es lockert den Alltag auf und hat erst einmal nichts zu bedeuten. So reden wir es uns alle ein. Und grundsätzlich spricht auch nichts dagegen. Doch warum genau flirten Männer oder warum flirten Frauen trotz Beziehung?
Fremdflirten: Warum wir in einer Beziehung den Kontakt zu anderen suchen
Große Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es in dieser Hinsicht nicht.
“Frauen und Männer flirten aus den gleichen Gründen fremd. Die Suche nach Bestätigung steht im Mittelpunkt sowie die Lust am Spiel, beim anderen Interesse auszulösen.”
Lisa Fischbach, Psychologin und Forschungsleiterin bei ElitePartner
“Dabei testen wir unseren Marktwert, obwohl wir eigentlich in einer glücklichen Beziehung leben. Oft löst es ein Prickeln aus, zu erleben, wenn es heißer wird und wie weit man gehen kann”, sagt die Beziehungsexpertin. Bei anderen wiederum steckt hinter dem Fremdflirten gar kein tieferer Hintergrund. “Manche haben weniger zielstrebige Motive und mögen einfach nur die spielerische Art der Kontaktaufnahme zwischen den Geschlechtern”, so Fischbach.
Daran ist zunächst nichts auszusetzen. Es spricht kaum etwas dagegen, wenn ein Mann testet, wie gut er flirten kann oder eine Frau trotz Freund flirtet. Doch es gibt Grenzen. Und die gilt es zu respektieren.
Beim Flirt zählt der Moment – alles was darüber hinausgeht ist tabu
Der erste Indikator, wie weit du beim Fremdflirten gehen solltest, bist immer du selbst. Denn jeder muss seine Taten zunächst vor sich rechtfertigen. Also halte dich an die selbst auferlegten Flirttipps und Regeln, wie immer sie auch lauten mögen. So groß die Verlockung auch sein mag.
Noch wichtiger ist in dieser Hinsicht aber, wie deine Frau oder dein Mann über diese Form des Fremdgehens denken. Denn: “Die Grenzen hängen immer von den Absprachen mit dem Partner und möglichen Verletzungen seiner Gefühle ab”, erklärt Fischbach. Also sprecht miteinander und legt eure persönlichen No-Gos fest. Denn der Konflikt entsteht oft, weil Paare dies versäumen und irgendwann feststellen, dass sie eine vollkommen unterschiedliche Auffassung vom Treu sein haben. Warum Männer oder Frauen trotz Beziehung flirten, kann also nicht nur verschiedene Gründe, sondern auch divergierende Grenzen und Definitionen haben.
Frauen und Männer flirten trotz Beziehung – wann sie zu weit gehen
Trotzdem gibt es einige eindeutige Indikatoren, wann du Grenzen überschreitest, die allgemein gültig sind. Erste Anzeichen können die Häufigkeit sein, in der du fremdflirtest. “Wer nur aus dem Wunsch nach Lebendigkeit und etwas mehr Würze bei Begegnungen flirtet trotz Freund oder Freundin, ohne Absicht nach mehr, der überschreitet nicht vehement Grenzen”, konstatiert Lisa Fischbach. “Dennoch sollte sich ein Vielflirter außerhalb der Beziehung fragen, warum er so viel Bestätigung braucht und ob darin ein Hinweis schlummert, was in der Partnerschaft fehlt.”
Eindeutige No-Gos sind zum Beispiel Telefonnummern austauschen, mit Ex-Partnern schäkern oder den Ehering verstecken. Auch wenn eine Frau oder ein Mann fremd flirtet und Ausreden erfinden muss, ist sie oder er eindeutig zu weit gegangen. Das gleiche gilt für körperliche Annäherungen. “Sobald es zu zärtlichen Berührungen, Küssen oder einem eindeutigen Sex-Talk kommt, erreicht das Flirten eine neue Dimension und verlässt den Bereich der Harmlosigkeit”, weiß unsere Psychologin.
Wenn aus dem spielerischen Fremdflirten Ernst wird
Plötzlich steckt die Beziehung nämlich mitten in einer Krise. Solange der begehrte Partner immer wieder in die eigenen Arme zurückkehrt, mag das Fremdflirten noch wie ein Spiel erscheinen, ja sogar schmeichelhaft sein, weil der Mensch, den du liebst, so begehrt ist. Geschieht die Kontaktaufnahme aber aus einer bestimmten Motivation heraus, wird es schwieriger. Denn wahr ist auch: Läuft es nicht rund zwischen zwei Menschen, flirten Männer und Frauen trotz Beziehung immer häufiger. Sie versuchen Dinge zu kompensieren, die der Partner nicht mehr erfüllt. Fremdflirten kann in diesem Fall laut Lisa Fischbach ein Hinweis für ein Defizit in der Partnerschaft sein. Das kann in die Suche nach erotischer Bestätigung oder gar die Chance auf ein Abenteuer münden.
Dann ist laut der Beziehungsexpertin auch die Beziehung in Gefahr: “Besorgniserregend wird es, lebt ein Partner ein unerfülltes Bedürfnis aus und weicht zunehmend die Grenzen auf, ist sogar bereit, diese zu überschreiten.”
Der Konflikt ist vorprogrammiert. In so einem Fall hilft nur noch, ehrlich zueinander zu sein und miteinander zu reden. Die Gefühle klar ansprechen und Probleme aus dem Weg räumen. Wünsche äußern und dem Partner erklären, was dir in der Beziehung fehlt. Sonst wird aus dem amüsanten Fremdflirten schnell ein verbindliches Fremdverliebt sein.
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