Was sich liebt, das neckt sich: Das steckt dahinter
Schon auf dem Schulhof waren Sticheleien ein Indiz dafür, dass zwei sich besonders sympathisch sind. „Was sich liebt, das neckt sich!“ Auch im späteren Leben bewahrheitet sich das Sprichwort immer wieder. Doch warum steckt hinter den zänkischen Sprüchen ein gut getarntes Liebesgeplänkel? Das erklärt Psychologin und Beziehungsexpertin Lisa Fischbach und gibt Tipps, welche Spielregeln du dabei unbedingt beachten solltest.
Was sich liebt, das neckt sich – was ist dran?
Offiziell sind Robert und Sophie nur Arbeitskollegen. Auffällig ist aber, dass sie sich gegenseitig gerne aufziehen. Morgens stichelt Sophie am Kaffeeautomaten: „So früh am Tag so gute Laune? Das ist doch nicht deine erste Tasse, du Kaffeejunkie.“ Beim Lunch in größerer Runde revanchiert sich Robert mit Blick auf Sophies Salatteller: „Schon wieder nur Grünzeug?! Du isst meinem Steak noch das Futter weg.“ Anfangs vergegenwärtigen Robert und Sophie selbst noch gar nicht, was sich zwischen ihnen entwickelt. Die anderen vermuten: Da fühlen sich zwei stark zueinander hingezogen. Was sich liebt, das neckt sich – an diesem Phänomen ist nämlich tatsächlich etwas dran. Nicht immer muss jedoch ernstes Interesse oder eine Beziehungsabsicht hinter diesem Spiel stehen. Sind sich zwei sympathisch, versüßt das Spiel mit den kleinen Boshaftigkeiten vielleicht einfach nur den Alltag.
In der Kennenlernphase: Hänseleien verraten Zuneigung und schaffen Nähe
Andere Kollegen kassieren von Robert und Sophie auch mal einen Spruch. Aber so leidenschaftlich gerne ärgern sie niemanden sonst aus der Belegschaft. Neckereien zeigen, dass zwischen zwei Menschen eine besondere Verbindung besteht. Sophie fragt sich mittlerweile öfter: „Warum neckt er mich?“, während Robert überlegt, Sophie einfach mal am Samstag auf einen heißgeliebten Kaffee einzuladen. Das Flirtsignal zeigt also Wirkung: Die beiden stehen kurz davor, sich auch auf privater Ebene näherzukommen.
Solche Neckereien seien typisch für einen Beziehungsauftakt, meint Lisa Fischbach.
„In der Kennenlernphase kommt es häufiger zum Gefecht mit kleinen Sticheleien, ironischen Bemerkungen, liebevollen Provokationen. Zum einen sollen sie das Gegenüber zum Lachen bringen. Zum anderen sagen sie durch die Blume, dass man den anderen mag“
Lisa Fischbach, Psychologin und Forschungsleiterin bei ElitePartner
Nett gemeintes Sticheleien sind also hervorragende Eisbrecher – zudem zahlt ein gelungener Schlagabtausch auf das Gefühl ein, in Sachen Humor auf einer Wellenlänge zu liegen.
Was sich liebt, das neckt sich? So vermeidest du Missverständnisse
Gerade in der Anfangsphase ist da aber auch ein großes Potenzial für Missverständnisse. „Sticheleien funktionieren nur, wenn auf der einen Ebene das Freche kommuniziert wird und auf einer anderen das Gefühl von Sympathie – entweder in der verbalen Sprache oder durch die Körpersprache des Mannes oder der Frau.“ Auf kleine Makel abzuzielen, kann hingegen schnell nach hinten losgehen, wenn sich beide noch nicht gut kennen. Fettnäpfchen können so schnell zur Flirtfalle werden. Den neuen Partner mit seinem Silberblick oder den paar Pfunden zu viel aufzuziehen, ist daher nicht ratsam. Beim „Was sich liebt, das neckt sich“-Spiel solltest du daher lieber erstmal unverfänglich bleiben, damit das Lachen nicht im Hals stecken bleibt.
„Spaß und Humor ist ein verbindender Faktor menschlicher Kommunikation. Gemeinsames Lachen schafft Nähe“, erklärt Lisa Fischbach. Was sich liebt, das neckt sich, aber was ist dran? Manchmal trifft ein liebevoller Spruch aber trotz bester Absichten nicht ins Schwarze.
„Wenn das Gegenüber vermittelt, dass die Neckereien nicht gut ankommen, ist spätestens Schluss. Am besten die Reaktionen beobachten, ob noch echt gelacht oder geschmunzelt wird“, rät die Psychologin.
Was sich liebt, das neckt sich: Humorvolle Partnerschaften sind stabiler
Am besten lassen sich die individuellen Grenzen des guten Geschmacks ausloten, wenn beide sich gut kennen. Wer sich auch als langjähriges Paar die Kultur erhält verleiht der Liebe mehr Leichtigkeit und fragt sich nicht mehr „Warum neckt er mich?“. „In der Partnerschaft sollte viel mehr geneckt werden“, bestätigt Lisa Fischbach. „Schließlich ist das eine schöne Form des Flirtens. Die Stichelei muss aber immer auf einer wertschätzenden Basis transportiert werden, sonst kippt das Spiel und wird verletzend.“ Wenn das gelingt, haben Neckereien offenbar eine stabilisierende Wirkung auf Beziehungen, wie auch die ElitePartner-Studie 20191 zeigt.
Zufrieden Liierte gehen humorvoller miteinander um als unzufrieden Liierte.
ElitePartner-Studie 2019
Die Bedeutung, die hinter den kleinen Gemeinheiten steckt, lässt sich wie folgt zusammenfassen: Du bist liebenswert, auch wenn du nicht perfekt bist. Wenn hier in einer bestehenden Partnerschaft kleinere Schwächen liebevoll aufs Korn genommen werden, fühlt sich der andere trotz seiner Makel angenommen.
Wie die Beziehungsdauer mit kleineren Neckereien im Beziehungsalltag zusammenhängt, wurde ebenfalls in der ElitePartner-Studie untersucht. Besonders frisch verliebte Paare lieben es sich zu necken. 83 Prozent der Liierten, die zwischen drei Monaten und drei Jahren zusammen sind, ärgern einander oft oder sehr oft auf eine liebevolle Art und Weise. So geben gut acht von zehn Paaren, die seit ein bis drei Jahren liiert sind, an, dass sie oft oder sehr oft gemeinsam lachen und sich liebevoll ärgern. Auch in Langzeitbeziehungen kommt der Humor nicht zu kurz: Immerhin 73 Prozent der Paare, die seit über zehn Jahren in einer Beziehung sind, necken sich regelmäßig.
Fazit: Was sich liebt, das neckt sich, weil es Liebe ist
Es darf als Anzeichen für Interesse, Zuneigung, als Ausdruck für Nähe oder aber als Bestätigung der Fragen „Liebt er mich?“ bzw. „Liebt sie mich?“ gewertet werden. Die Bedeutung hinter der Redewendung „Was sich liebt, das neckt sich“ ist also durchweg positiv. Wer sich noch nicht so gut kennt, sollte beim Sticheln allerdings nicht zu persönlich werden. Solange die liebevollen Boshaftigkeiten nicht unter die Gürtellinie gehen, ist der neckische Flirt selbst unter langjährigen Paaren ein stabilisierender Faktor. Er betont die Liebenswürdigkeit des anderen und kann angespannte Situationen entschärfen. Zeigt sich das Gegenüber von vermeintlich harmlosen Neckereien verletzt, hat das Spiel allerdings sein Ziel verfehlt. Daher ist bei dieser Flirtvariante besonders viel Fingerspitzengefühl gefragt.
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