Torschlusspanik: Die große Angst vor dem Alleinsein
Kurz vor ihrem 38. Geburtstag war sie plötzlich da, die Torschlusspanik. Dabei war Christina nach dem Ende ihrer letzten Beziehung als Single keineswegs unglücklich gewesen. Aber jetzt, mit der 40 am Horizont, begann die Rechnerei. Wenn sie einen neuen Partner nicht direkt mit ihrem Kinderwunsch überfallen wollte, hatte sie kaum noch Zeit für die Suche nach dem Richtigen – ein Gefühl, das auf jeden Fall für Stress sorgt.
Was ist eigentlich Torschlusspanik?
Entstanden ist der Begriff eigentlich im Mittelalter, wenn die Stadttore bei Anbruch der Dunkelheit geschlossen wurden und den nicht rechtzeitig zurückgekehrten Anwohnern so der Schutz der Stadtmauern versagt blieb. Heutzutage bezeichnet die Redewendung Torschlusspanik vor allem die Angst, etwas zu verpassen. Zumeist entsteht das Gefühl, wenn beispielsweise die Sehnsucht nach einer Beziehung oder der Wunsch nach Nachwuchs unerfüllt zu bleiben drohen. Wir haben hilfreiche Tipps für dich, wie du die aufkommende Panik effektiv bekämpfen kannst.
Wie äußert sich Torschlusspanik bei Frauen?
Wenn sie ab einem gewissen Alter noch unverheiratet war, entstand vor allem früher direkt Torschlusspanik. Heute ist oft der (bisher) unerfüllte Wunsch nach Nachwuchs Auslöser dafür. Die viel zitierte biologische Uhr tickt zwar inzwischen deutlich später, mit zunehmenden Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, aber dennoch ab.
„Zunächst steht oft die Karriere- und Lebensplanung im Vordergrund, das Kinderkriegen wird auf später verschoben. Da hat die Suche als Single oft keine Priorität. Viele Frauen bleiben auch lange kinderlos, weil sie einfach keinen passenden Partner für die Familiengründung haben.“
Lisa Fischbach, Psychologin und Forschungsleiterin bei ElitePartner
Torschlusspanik plus Kinderwunsch: Eine schwierige Kombination
Oft werden Frauen in dieser Situation von Selbstzweifeln geplagt und laufen Gefahr, eine Beziehung mit einem Partner einzugehen, von dem sie eigentlich wissen, dass er nicht der passende Partner ist. Zu groß ist der Wunsch getrieben von Torschlusspanik, endlich eine Familie zu gründen. „Man sollte handeln, jedoch nicht unbedacht und überhastet. Mit einem Kompromisspartner oder in einer schwierigen Beziehung ein Kind zu bekommen, macht unglücklich“, so Fischbach.
Auch konfrontieren besonders viele betroffene Frauen, die Single mit 30 sind, einen Mann direkt beim ersten Date mit ihrem Wunsch Kinder zu kriegen, was viele potentielle Partner abschrecken könnte. „Man sollte sich zunächst ausreichend Zeit lassen, um herauszufinden, ob man einander sympathisch ist und der Funke überspringt“, empfiehlt unsere Single-Beraterin. „Dann aber sollte der Babywunsch mit dem nötigen Fingerspitzengefühl angesprochen werden“.
So äußert sich Torschlusspanik bei Männern
Nicht nur Frauen hören ihre biologische Uhr ticken. Zwar können sich Männer theoretisch länger Zeit mit dem Nachwuchs lassen, zu spät wollen aber auch die Wenigsten Vater werden. Auch das männliche Geschlecht ist von Torschlusspanik betroffen. Außerdem kann ein bisher unerfüllter Kinderwunsch auch den Mann in der Partnersuche stark einschränken. Unsere Expertin rät: „Die Kinderfrage sollte nicht unterschätzt werden. Wenn man(n) den starken Wunsch hat, wird er sich vielleicht auf eine Beziehung mit einer Anfang 40-Jährigen einlassen, sich aber womöglich nach der Verliebtheitsphase trennen, wenn er merkt, dass der nächste Schritt zur Beziehungsvertiefung unmöglich ist“.
Genau wie bei der Frau sorgt Torschlusspanik bei Männern häufig dafür, dass Kompromisse in der Partnerwahl eingegangen werden, die sich auf Dauer negativ auf die Beziehung auswirken können. Auch als Basis für die Familiengründung eignet sich ein Kompromisspartner in den meisten Fällen nicht, stellt ein Kind doch häufig eine zusätzliche Belastung für eine Beziehung dar.
Drei Tipps gegen Torschlusspanik
Ein „Heilmittel“ gegen Torschlusspanik gibt es leider nicht – aber bleib trotz aufkommender Panik geduldig und verlier nicht deine positive Einstellung. Mit diesen Tipps kannst du dich und die Situation deutlich entkrampfen:
1. Deine Eltern fragen dich zum wiederholten Mal, wann denn nun endlich mit Enkelkindern zu rechnen sei – oder zumindest mit einem Partner an deiner Seite? Sagen sie ihnen klar und deutlich, dass sie das Thema Torschlusspanik bitte nicht mehr ansprechen sollen. Das Gleiche gilt für deinen Freundeskreis.
2. Lass dich nicht von außen herangetragenen Idealvorstellungen beeinflussen. Ist es wirklich dein größter Wunsch, bald Mutter/Vater zu werden? Oder denkst du nur, dieses gesellschaftliche Ideal leben zu müssen? „Man sollte das Problem sachlich und aus der Distanz beurteilen: Was wünscht man sich wirklich?“, rät Lisa Fischbach.
3. Fall nicht mit der Tür ins Haus, wenn du jemand Neues kennengelernt hast. Lernt euch erst besser kennen, bevor du das Thema Familienplanung ansprichst. Bahnt sich allerdings eine Beziehung an, solltest du diese Unterhaltung nicht länger aufschieben. „Man beugt späteren Enttäuschungen und Verletzungen vor, indem man das Thema früh klärt“, so die Empfehlung unserer Psychologin.
Fazit: Lass dir deine Zukunft nicht von Torschlusspanik diktieren
Zugegeben, das ist einfacher gesagt als getan. Denn wenn die Torschlusspanik – mit oder ohne Kinderwunsch – hervorgerufen wird, steht man je nach Alter natürlich unter einem gewissen Zeitdruck. Am wichtigsten bei Torschlusspanik von Frauen und Männern bleibt jedoch: Hör in dich hinein und vertrau auf dich selbst. Woher kommt deine Angst? Fühlst du dich von deinem Umfeld unter Druck gesetzt oder machst du dir den Druck selbst?
Halte dir immer vor Augen, dass Torschlusspanik die Entscheidung nur noch weiter herauszögert und geh aktiv dagegen vor. „Wer die Ursachen für die eigene Panik erkennt, kann daran etwas verändern“, so Lisa Fischbach. „Freundschaften pflegen, Hobbys und Unternehmungen in der Freizeit aktivieren, all das erhöht die Lebensqualität eines Singles und stärkt die eigene Zufriedenheit“. Dann bekommst du den Kopf frei und kannst dich in aller Ruhe der Verwirklichung deiner Träume widmen.
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